Namensdeutung
Die erste bisher gefundene Erwähnung des Namens Pügner in der heutigen Schreibweise findet man im Schocksteuerbuch von Crottendorf, indem 1648 ein Christoph Pügner erwähnt wird. Seine Mutter wird 1622 als Thomas Büchnerin und noch früher 1612 in der Landsteuerliste als Thomas Püchnerin genannt. Man kann also folgende Namenentwicklung beobachten: 1612 Püchner > 1622 Büchner > 1648 Pügner. Solche Formschwankungen sind nicht ungewöhnlich innerhalb der Familiennamenentwicklung. In unserem speziellen Fall befinden wir uns in Crottendorf im westerzgebirgischen Sprachraum, der anders als im restlichen Sachsen zu den ostfränkischen Dialekten gezählt werden muß. Betrachtet man unter diesen Gegebenheiten die Schreibformen Püchner, Büchner und Pügner, so ist völlig klar, das alle dieser Formen als „büchner“, wenn nicht so gar als biechner“ ausgesprochen werden.
Nehmen wir also folgendes Szenario an: Vor dem Kanzleischreiber steht ein Crottendorfer Bürger, der sich selbst als „büchner“ oder „biechner“ bezeichnet. Der Kanzleischreiber war sich als Gelehrter der mundartlichen Prägung des Gebietes durchaus bewusst und wusste innerlich folgendes: /p/ wird in den hiesigen Mundarten als /b/ artikuliert (z.B. „barg“ für Park) und /g/ regelhaft als als /ch/ ausgesprochen (z.B. „spiechl“ für Spiegel). Eine korrekt verhochdeutschte Namenform konstruierte der Schreiber - bewusst oder unbewusst - als Pügner und schrieb diese in das betreffende Dokument. Die Namenform Pügner kann daher klar als Kanzleiform eingeordnet werden, die ein hochdeutscher Schreiber „hyperkorrekt“ aus einer als Mundart angesehenen anderen Namenform, und zwar „büchner“ erstellt hat.
Die Annahme der Namenform Büchner als Grundform des Namens erhärtet sich durch die Häufigkeit des Namens (mehr als 3000-mal im dtsch. Telefonbuch) und dessen arealer Verbreitung vor allem im nordbayerischen Kreis Coburg und im südthüringischen Kreis Sonneberg, was sich gut mit der Besiedelung des Westerzgebirges deckt. Zusammenfassend stellt der seltene Familienname Pügner eine hyperkorrekte Verhochdeutschung aus dem vielfach bezeugten Familienname Büchner dar. Sowohl die heutige wie auch die historische Namensstreuung weist darauf hin,  dass diese Umbildung in und um Crottendorf/Westerzgebirge stattgefunden haben muß.(nach Auskunft von Judith Schwanke, M.A., Gesellschaft für Namenkunde e.V.)